INTERVIEW über „Tantra“

 

mit Nyah Baka – Tantra-Masseurin in Saarbrücken

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„Tantra lehrt Achtung vor dem Körper,

Liebe und Respekt für den Körper,

Dankbarkeit für den Körper.

Der Körper ist fantastisch,

er ist das größte aller Geheimnisse.“

Osho

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„Tantra stellt etablierte Lebensregeln in Frage, und

es schließt Sexualität mit in die spirituelle Entfaltung ein.“

Margot Anand

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Welche Art von Arbeit machst du momentan?

Ich gebe Tantramassagen. Das sind sinnliche Ganzkörpermassagen, die aus der indischen tantrischen Tradition stammen. Sie dienen der Körperverehrung. Die Tantrikas (Anhänger der tantrischen Philosophie) betrachten den Körper als Tempel der Seele und während einer Massage wird diese als der göttliche Shiva im Mann und die göttliche Shakti in der Frau verehrt. Alle Teile des Körpers werden als gleichwertig angesehen. So wird auch während einer Massage der gesamte Körper mit Intimbereich (bei Frauen Yoni und bei Männern Lingam genannt) liebevoll und absichtslos berührt. Der Mensch wird dadurch in seiner Gesamtheit angenommen, respektiert und verehrt.

Der tantrische Lebensweg schließt auch die freie Entfaltung unserer Sexualität mit ein und betrachtet diese als Ursprung unserer Lebenskraft.

Eine Tantramassage zu geben ist für mich Dienst am Nächsten und Meditation zugleich.

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Du arbeitest unter dem Namen Nyah Baka, was bedeutet er?

Baka ist eine Abkürzung meines Familiennamens. Bei Recherchen bin ich darauf gestoßen, das diese beiden Silben aus dem Altägyptischen stammen und einen tieferen Sinn haben. Das Ba und das Ka sind Seelenaspekte, die den Menschen auf seinem Lebensweg begleiten. Nyah ist ein Name aus dem Suaheli (Sprachgruppe in Ostafrika) und bedeutet soviel wie Ziel oder Wunsch. Dieser Name ist auch mit den Ursprüngen der Reggae-Musik, die in der spirituellen ostafrikanischen Musik zu finden sind, verbunden. Ich assoziiere insofern viele positive Dinge damit.

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Hast du schon immer diese Art von Arbeit gemacht? Wenn nein, wie und warum bist du dazu gekommen?

Ich habe damit erst 2017 begonnen. Die einfachste Antwort auf diese Frage wäre zu sagen, dass ich mich genau dazu berufen fühle. Ich fühle mich im Tantra sehr wohl und die tantrische Auffassung vom Leben passt einfach zu meiner Lebensart.

Unter anderem kam ich dazu, weil ich erlebt habe, welch starke Kraft die sexuelle Energie ist und welche Auswirkungen es auf unser Leben haben kann, wenn wir sie unterdrücken und auch was geschehen kann, wenn wir sie wieder freilassen. Diese Kraft hat einen großen Einfluss auf unsere Gesundheit, unsere Kreativität und unser gesamtes Wohlbefinden. Ich berühre auch sehr gern Menschen und mir ist die heilsame Bedeutung einer liebevollen Berührung bewusst. Darum habe ich mich für die Tantra – Massage – Ausbildung entschieden, eine Form der sinnlichen Berührungskunst, bei der man auch Kompetenz im Umgang mit der sexuellen Energie erlangt.

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Was hast Du davor gemacht?

Ich bin in Ostdeutschland geboren und am Meer aufgewachsen. Ich habe Kunstgeschichte, Christliche und Klassische Archäologie studiert und mit dem Magister abgeschlossen. Schon während der Schwangerschaft meiner ersten Tochter, die auf das Ende der Studienzeit fiel, fühlte ich mich dem in mir entstehenden Leben und der Arbeit in der Familie mehr verbunden als meiner Ausbildung. So habe ich mich dann auch bewusst dafür entschieden, mich hauptsächlich den Belangen der Familie zu widmen. Ich begann, mich intensiv mit Ernährung und Naturheilkunde zu beschäftigen, um meine Familie bestmöglich zu begleiten.

Ich hatte als Kind bereits das Gefühl, Teil eines größeren Ganzen zu sein. Dieser Idee bin ich in der tantrischen Auffassung vom Leben wieder begegnet, nach der wir alle miteinander wie in einem Gewebe verbunden sind.

Auf der Suche, welchen Platz genau ich in der Welt einnehme habe ich gesehen, dass es mir besonders gut liegt, Menschen auf ihrem Weg zu begleiten, sie ihre mitgegebenen inneren Schätze entdecken zu lassen und sie bei der Entwicklung ihrer Fähigkeiten zu unterstützen. Gelernt habe ich dies bei der Begleitung meiner Kinder. Ich sah meine Aufgabe nicht darin, sie zu erziehen, sondern ihnen bewusst werden zu lassen, wer sie sind, sich selbst zu entdecken und sie dabei zu fördern und zu ermutigen.

Durch meine langjährige bikulturelle Partnerschaft und dadurch gewonnene Erfahrungen sehe ich mich auch als „Brückenfrau“, als Vermittlerin zwischen verschiedenen Kulturen. Ich fühle mich besonders der afrikanischen Kultur und ihrer Weisheit zutiefst verbunden. Deshalb habe ich als Namen für meine Arbeit auch einen afrikanischen Namen gewählt, das war mir wichtig.

Auf meinem Weg hat mich die Liebe zu afrikanischen Rhythmen und zum Reggae begleitet. Der letztere hat mich ermutigt, auch in schwierigen Lebenssituationen meinen Weg weiter zu gehen, Schritt für Schritt und vollkommen im Jetzt zu leben. Oft haben wir nämlich Ängste für die Zukunft, die sich dann meist nicht bestätigen, uns den Alltag aber extrem erschweren.

Ich liebe auch den traditionellen afrikanischen Tanz wegen seiner vielfältigen kreativen Ausdrucksmöglichkeiten, dem Anmut und der Schönheit der Bewegungen.

Es ist für mich sehr wichtig, Freude an meinem eigenen Körper zu haben und täglich durchs Leben zu tanzen, wodurch es ungemein erleichtert und verschönert wird. Wir sollten unseren Körper und unsere Arbeit nicht als Last empfinden.

 

Was hat das alles mit Tantra zu tun?

Tantra bedeutet, individuelles Wissen, Können und Fähigkeiten ständig zu erweitern und auszudehnen und alles miteinander zu verweben und zu vernetzen. So ist der tantrische Weg für jeden individuell verschieden. Es gilt, Kenntnis über sich selbst zu erlangen und sich in seinen Eigenarten anzunehmen und auch bewusst zu zeigen, eben den Platz im Leben und in der Gemeinschaft zu finden. Eigenliebe ist eine Fähigkeit, die wir versuchen, auf dem tantrischen Erkenntnisweg zu erlangen. Sie ist die Grundlage für ein liebevolles und wertungsfreies Miteinander aller Menschen.

Letztendlich hat mich mein Weg zur Berufung als Tantra-Masseurin geführt.

Was geschieht während so einer Tantra-Massage? 

Konkret wird während solch einer Massage der gesamte Körper von Kopf bis Fuß, also auch der Intimbereich, mit absichtslosen, liebe- und respektvollen Berührungen unterschiedlicher Intensität verwöhnt. Ergänzt wird sie durch rituelle Waschungen und Verwöhnen des Körpers mit duftenden Ölen und Spielzeugen wie Federn und Tüchern. Der oder die Massage-Gebende und der Empfänger oder die Empfängerin sind dabei nackt.

Bei dieser Form der Massage wird eine tiefe Entspannung von Körper, Geist und Seele bei gleichzeitiger starker Energetisierung und Vitalisierung möglich.

Als Massage-Empfangende werden wir intensiv mit unserem Körper und unserem Fühlen in Verbindung gebracht und können uns als sinnliches Wesen wahrnehmen.

Aus dem körperlich berührt – werden kann dann auch ein sich emotional berührt – fühlen entstehen.

Seit wann arbeitest du so?

Ich habe die Ausbildung zur Tantra-Masseurin im September 2016 bei Pravahi begonnen und dann zeitnah mit dem Geben der Übungsmassagen angefangen. Relativ bald hat sich mir auch der Weg gezeigt, mit körperlich behinderten Menschen zusammen zu arbeiten, wofür es besonderen Einfühlungsvermögens bedarf. Die positiven Rückmeldungen der Menschen, die zu mir kamen, haben mich darin bestärkt, diesen Weg weiterzugehen. Eine erfahrene Tantra – Lehrerin sagte zu mir, dass sie glaube, es sein meine Bestimmung, diese Massagen zu geben.

Nach dem Ende der Ausbildung habe ich als Assistentin in Pravahis Seminaren weitere Erfahrungen gesammelt.

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Welche Menschen kommen zu dir? Welche Sehnsüchte und Bedürfnisse haben sie?

Zu mir kommen Menschen aller Altersklassen, auch mit Behinderungen. Die Beweggründe sind sehr unterschiedlich. Manche sind spirituell auf der Suche und möchten sich ganz dem Augenblick hingeben und sich dabei selbst neu erfahren. Frauen und Männer möchten oft gern eine bewusste Aus-Zeit für sich selbst nehmen und ihren Körper verwöhnen lassen, ohne Erwartungen erfüllen zu müssen. Oder sie haben negative sexuelle Erfahrungen gemacht und möchten bewusst an ihrem Körper und dieser Thematik arbeiten. Menschen mit Behinderungen kommen, um ihr Bedürfnis nach respekt- und würdevoller Nähe und Zärtlichkeit zu stillen. Manche kommen, weil sie einfach neugierig sind und wissen wollen, was da so passiert.

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Welche Rückmeldungen bekommst du zu deinen Massagen?

Die Rückmeldungen sind immer sehr positiv, manche Menschen fühlen sich mir noch lange verbunden. Oft fühlen sie sich danach vollkommen entspannt und energiegeladen. Viele nehmen Inspirationen für ihr Privatleben mit, für mehr und liebevolleren Körperkontakt und Umgang miteinander in der Familie und mit Freunden. Manchmal wird den Menschen bewusst, was ihnen noch in ihrem Leben fehlt und können es dann integrieren. Vor allem aber fühlen sich die Menschen wahr- und angenommen.

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Was empfiehlst du, wenn jemand einen Partner oder eine Partnerin sucht?

 Offenheit und Neugier.

Offen dafür zu sein, Neues zu entdecken und vorurteilsfrei auf dich zukommen zu lassen. Suche nicht so sehr sondern finde oder lass dich finden. Beim Suchen haben wir oft eine bestimmte Vorstellung davon, wie die Dinge sein sollen. Das schränkt uns enorm ein. Wenn wir mit wachem Blick und offenem Herzen durch den Alltag gehen, werden wir vermutlich vielen Menschen begegnen, die auch einen Partner suchen. Ein offenes Herz macht uns empfindsam für unser Gegenüber aber auch verletzlich. Davor sollten wir keine Angst haben.

Wenn dir jemand gefällt, sage es ihm oder ihr, vielleicht wartet die Person ja schon lange darauf. Und oft finden wir die größten Schätze in Menschen, bei denen wir es kaum erwartet haben. Riskiere es, dein Herz zu öffnen und zu verschenken. Lass es dir derweil gut gehen, liebe dich selbst und nimm deine Bedürfnisse wahr.

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Wo kann man dich erreichen?

Meine Homepage: www.nyah-tantra.de
Mail:   mail@nyah-tantra.de 

Tel: 0171 4142643

Bei Facebook:  www.facebook.com/nyahtantra