Danke an die Künstlerin Susanne Schulz, abbilderei , für das wunderschöne Bild! 🌿🌱


Ohne die monatliche Blutung der Frau gibt es kein neues Menschenleben. Jeden Monat verwandeln Frauen ihre Gebärmutter aufs Neue. Sie ist durch diese Wandlung bereit, Schutz, Nahrung und Geborgenheit für neues Leben zu geben. Immer und immer wieder. Sie fragt nicht, ob es sich überhaupt lohnt. Es passiert einfach. Was für ein Wunder!

Insofern steht dem Menstruationsblut unsere ganz besondere Anerkennung zu.


Meine eigene Menarche

Meine Menarche, das ist die erste Blutung eines Mädchens in der Pubertät, ist alles andere als wertschätzend zu mir gekommen. Als ich meiner Mutter verängstigt mit 11 Jahren das Blut in meiner Unterhose zeigte, rief sie entsetzt: „Ach du liebe Zeit, fängt das jetzt schon an!“

Im Austausch mit anderen Frauen ist mir nach und nach bewusst geworden, dass ich nicht allein in dieser Art in die Zeit der fruchtbaren Frau eingeführt worden bin.

Eine Frau hatte des öfteren von ihrer Mutter folgenden Satz gehört:

„Sei froh, dass Du die Schmerzen noch nicht hast! Dieser Mist jeden Monat!“

So eingeführt, wird die Menstruation sehr wahrscheinlich mit Schmerz, Ekel und Scham verknüpft.


Verehrung der Menarche als Symbol der Wandlung vom Mädchen zur fruchtbaren Frau

Es war nicht immer so wie bei mir. Es gab Zeiten, wo die zyklischen Veränderungen der Frau verehrt worden sind, nicht nur der monatliche beständige Neuaufbau der Gebärmutter für einen Embryo, sondern auch die Wandlung des Mädchens zur fruchtbaren Frau und die Veränderung in den Wechseljahren. Diese Veränderungen wurden mit Ritualen gefeiert so wie wir heute zum Beispiel eine Hochzeit feiern. Es gab ein großes Bewusstsein dafür, welch großartiges Wunder unser Körper ist. Heute haben viele Frauen Angst vor den Wechseljahren, Angst vor den Veränderungen und Angst davor, was danach kommt. Vielleicht Angst vor „dem Alter“, denn in unserem Kulturkreis ist das Alter ebenso wie die Mens leider nicht sehr positiv belegt.

Dabei hat der Körper alles perfekt für uns eingerichtet. Die Wechseljahre beenden die fruchtbare Phase der Frau, weil sie ab diesem Zeitpunkt eine Schwangerschaft nicht mehr so einfach wie in jungen Jahren tragen kann. Es kommt jetzt eine neue wertvolle Phase für die Frau, die Phase der erfahrenen Frau, die mit ihrer Reife und Weisheit anderen Mut macht und sie unterstützten kann. Im Ausdruck Großmutter steckt „Große Mutter“, also diejenige, die Rat weiß, wenn es irgendwo hapert.

Eltern werden ohne jegliche Erfahrung Eltern. Die Erfahrung kommt erst beim Tun. Wenn dann ältere erfahrene Menschen mit Rat und Tat zur Seite stehen, ist das eine wundervolle Unterstützung, um das Kind zu begleiten. Sie sind entspannter und wissen, wie das Leben läuft.


Matrilineare Gesellschaften

Es ist schon eine Weile her, so ca. 5000 Jahre, da gab es gesellschaftliche Strukturen, die die Frau mit ihrer Kraft, neues Leben auszutragen, und alte erfahrene Menschen, die „Alten Weisen“, verehrt haben. Die Gebärmutter war als „Tor des Lebens“ etwas ganz Besonderes.


Industrienationen

Gesellschaftliche Strukturen haben sich seitdem sehr verändert – mit Vor- und Nachteilen. Lebensrhythmen, die sich oftmals an der Stechuhr, an künstlichem Licht und am Lebensmittelangebot im Supermarkt orientieren, sind einige Veränderungen. Das hat Konsequenzen auf die Lebensqualität. Viele Menschen in Industrienationen sind auf der Suche nach Halt, weil sie sich orientierungslos fühlen. Naturvölker, die ganz einfach mit den Rhythmen der Natur leben und mit dem Bewusstsein, dass sie Teil der Natur sind, kennen diese Suche nicht. Sie fühlen sich erdverbunden und verwurzelt, und sie genießen die täglichen Wunder, die die Natur uns bietet.

Zudem kennen sie unsere Zivilisationserkrankungen nicht.


Bewusstsein für die Natur

In alten matrilinearen Strukturen, die hier vor dem Patriarchat vor ca. 5000 Jahren existiert haben, wurden Entscheidungen im Einklang mit der Natur getroffen. Es gab ein Bewusstsein dafür, dass der Mensch selbst Natur ist. Er wurde nicht als ein eigenes, von der Natur unabhängiges Wesen, das sich „nur“ in der Natur bewegt, wahrgenommen. Auch heute werden bei Naturvölkern, zum Beispiel bei Indianern, Entscheidungen derart getroffen, dass sie nicht nur für die jetzige Generation ertragreich sind, sondern nützlich für die nächsten sieben Generationen und für die Natur.


Entwertung der Frau, der monatlichen Blutung und der Blutung bei der Geburt eines Kindes

In 5000 Jahren Patriarchat ist neben dem Bewusstseinsverlust für die Natur auch ein Bewusstseinsverlust für die Wertigkeit der Frau entstanden.

Zum Beispiel stammt von dem Kirchenvater Augustinus, der 354 – 430 n.Chr. gelebt hat, der Satz:

„Das Weib ist ein minderwertiges Wesen, das von Gott nicht nach seinem Ebenbilde geschaffen wurde. Es entspricht der natürlichen Ordnung, dass die Frauen den Männern dienen.“

Papst Pius II. hat von 1405 -1464 gelebt. Ein Zitat von ihm:

„Wenn du eine Frau siehst, denke, es sei der Teufel! Sie ist eine Art Hölle!“

Dieser Satz ist in der Zeit der Hexenverfolgung entstanden.

Interessant ist das Wort Hölle. In alten matrilinearen Strukturen wurde die Gebärmutter der Frau als Höhle verehrt, die Leben spendet. Die Menschen in ihrer Umgebung haben alles dafür getan, dass es der schwangeren und stillenden Frau gut geht und dass ihr jedmögliche Unterstützung zukommt. Das hat sich nach und nach verändert. Die Höhle, die Gebärmutter, die Schutz und Geborgenheit gibt, wurde entweiht, und die Leben bringende Frau wurde als „Hölle“ tituliert.


Unreines Blut nach einer Geburt

Nach dem biblischen Gesetz des Mose gilt die Frau nach der Geburt als unrein, und sie durfte in diesem nachgeburtlich-unreinen Zustand die Kirche nicht betreten. Besonders unrein war sie bei der Geburt eines Mädchens. Nach der Geburt eines Jungen durfte sie nach 40 Tagen und nach der Geburt eines Mädchens nach 80 Tagen die Kirche wieder betreten.

Maria Lichtmess wird am 2.Februar gefeiert, 40 Tage nach der Geburt Jesus Christus.

In 5000 Jahren patriarchaler Geschichte wurde einiges verdreht, was jetzt nach und nach wieder ins Lot kommt.

Nicht nur für Frauen war es eine harte Zeit. Männer haben auch gelitten. Sie mussten zum Beispiel in den Krieg ziehen und für ihr Vaterland kämpfen, für Ruhm und Ehre. Und das kam ziemlich häufig vor. In den heutigen Geschichtsbüchern werden unzählige Kriege beschrieben. Wer aus dem Krieg zurück kam, war ein Held. Doch zu welchem Preis? Andere Menschen verletzen und töten kann ein Mensch nur, wenn er seinen Körper von seinen Gefühlen und von seinem Herzen abtrennt. Ein harter Preis. Auch heute gibt es viele Menschen, die sagen, sie können sich nicht wirklich spüren, und sie haben das Gefühl, nur zu funktionieren.

Nicht nur Männer, auch Frauen sagen das. Ich habe schon oft von Frauen gehört, dass sie sich irgendwie nicht als Einheit spüren, ein Teil von Ihnen fühlt sich abgetrennt an. Wenn man auf den geschichtlichen Hintergrund schaut, so mussten Frauen sich vom Spüren ihrer Gebärmutter, dabei vor allem vom Spüren ihrer Lust auf sexuelle Verbindung mit einem Mann, trennen. Wenn sie derartige Gefühle zugelassen haben, liefen sie Gefahr, als Hexe verbrannt zu werden.

Ich glaube, die Welt ist bereit dafür, dem Menstruationsblut die Anerkennung zurückzugeben, die ihm zusteht.


Auf der Homepage www.abbilderei.de von Susanne Schulz habe ich das wundervolle Bild eines Auges gefunden, das ich hier als Titelbild genommen habe. Es ist das eigene Auge von Susanne und sie hat es mit ihrem Menstruationsblut gezeichnet. Das hat mich sehr beeindruckt. Eine wunderschöne Wertschätzung für die monatliche Blutung! Susanne hat viele schöne Bilder, sie malt auch Porträts.